Project Description
3 Jahre war ich weg.
Jetzt ist es 2028 und ich fahre in den Westbahnhof ein.
Da sehe ich den Campus-West … Institute und Werkhallen brav aufgereiht, doch mitten drin, ganz frech und doppelt so hoch: eine riesige grüne Schlange… 1,5 km lang, über die gesamte Länge des Campus.
Ich erfahre vom Schaffner: Ja, das ist die Campus-Schlange! Da haben sich Stadt, Hochschule, Lindt und Lambertz zusammengetan und bezahlbaren Wohnraum für alle gebaut, die unsere Stadt am Laufen halten… tausende Wohnungen, die auch über die Miete gekauft werden können.
Im neuen B-Plan war die Mischung von Wohnen, Hochschule und Gewerbe gefordert. Im EG liegt eine belebte Passage, die alles erschließt. Darüber 5 Geschosse Wohnungen mit begrünten Laubengängen und Terrassen. Auf dem Dach: Gärten und Solar.
Ich fahre die Rolltreppe hinauf zu der Brücke über den Gleisen … ein toller Blick über die Stadt! Im gläsernen Aufzug geht’s runter zum Park am Westbahnhof.
Der provisorische Hörsaal ist weg! Da steht jetzt das Fraunhofer Institut am Westbahnhof – der 1. Preis des Wettbewerbs – das passt hier aber gut hin, als Auftakt zum Campus West!
Aber was ist denn am Büchel los? Ich eile schnell zur Antoniusstraße. Zuletzt war ich 1966 da, als ich anfing zu studieren … in der Einführungswoche.
Ich gehe eine Gasse weiter hinunter zum Büchel. Da fließt ein breiter Bach vom Kaiserbad bis zur Peterstraße. Hier ist ja ein richtig neues Altstadtviertel mit Wohnhäusern, Gassen und Plätzen entstanden! … der 1.Preis des Büchel Altstadt Wettbewerbs.
Von links kommen junge Leute mit Möbelteilen. Die ziehen hier ein.
Ich gehe weiter in Richtung Mefferdatisstraße und mir wird blau vor Augen…oben steht in gelben Lettern: Lust auf IKEA! Ich fahre im Hortenhaus die Rolltreppen hoch… Möbel für Küche, Wohnraum, Bad, Schlaf- und Kinderzimmer, Homeoffice… ganz oben das Restaurant, voll mit Jung und Alt, und alle mit dem 1 Euro-Frühstück: Brötchen, Ei, Käse, Marmelade. Den Kaffee gibts umsonst, wenn man die Ikea-Karte hat. Die hab ich auch, finde aber keinen Platz mehr.
Ein tolles Geschäftsmodell: 1 Euro-Frühstück, die restlichen 99 Euro gibt man unten für Dinge aus, die man oft gar nicht braucht.
Ich gehe raus in Richtung Kurhausstraße. Da ist alles so weitläufig! Das Gerüst am alten Kurhaus ist weg, die alte Fassade ist renoviert und die Arkaden rund um das Gebäude sind hell und sauber.
Die Klangbrücke ist ja weg! Ich kann bis zum Kugelbrunnen und fast bis zum Ponttor gucken. Der Bushof ist ganz anders: das Hochhaus an der Ecke Peterstraße ist begrünt. Darin ist weiterhin die Volkshochschule. Das Dach über dem Bushof ist über der mittleren Fahrbahn ausgeschnitten und die Halle ist ganz hell!
Ich gehe zur Stadtbücherei in der Couvenstraße. Die Betonbauten an der Nordseite des Bushofs sind weg. Davor verläuft ein breiter Grünstreifen mit Bäumen und Sitzbänken. Auch von hier kommt man in die Bushalle.
Ich frage in der Stadtbücherei: wo ist der Büchermarkt? Der ist in der Peterskirche. Die gehört jetzt zur Bücherei und zur VHS. Ist das St.Peter?… Sagt man nicht mehr – wegen Mißbrauch und so.
Ich gehe hinein: Ein hoher Raum mit Galerien zum Lesen und Studieren. Von der Kanzel wird eine Lesung für Kinder gehalten. Diese sitzen am Boden, und es gibt bequeme Sitzgruppen zwischen Regalen. Auch die Beichtstühle sind noch da. Da kann man sich reinsetzen, den Vorhang zu ziehen und ein Nickerchen machen … wie früher der Pfarrer auch.
Jetzt gehe ich über die Mariahilfstraße nach Hause.
Da strömen auf der Monheimsallee, von der Rochus- und Krefelderstraße viele Menschen, jung und alt, in Richtung Kurgarten. Das Neue Kurhaus wird eröffnet! Über dem Eingang ein Banner „Haus der Neugier“.
Ja, hier gehört das hin, das Haus für alle Aachener! Kostenlos und von 10 bis 10 Uhr geöffnet. Wir haben es ja mit unseren Steuern bezahlt! Rundherum der Park mit Wasser, Spielplätzen, Minigolf und einer Freilichtbühne: Hier kann man mit Freunden und Familie den ganzen Tag verbringen!
Und hier lad ich nächste Woche Tante Käthe und Onkel Heinz aus Reckling- hausen-Süd ein. Als kleiner Junge habe ich gerne in deren Bergarbeitersiedlung gespielt. Onkel Heinz war Kumpel auf Zeche König-Ludwig. Ihr Reihenhaus konnten sie mit der Miete kaufen. Noch vor ihrer Rente gehörte es Ihnen.
Genauso soll es bei der Campus-Schlange und dem neuen Büchel-Quartier sein!
Ich wache auf. Das war aber ein schöner Traum!
Traum? … nee! Alles noch machbar!
Die Stadt zurückgewinnen !
Christoph Schulten
9.12.2025





